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Liebe Mitmenschen…
Wie wir in unserem letzten und auch ersten Infoblatt an euch angekündigt haben, fand am Wochenende vor x Wochen (30.03 – 01.04.07) im Rahmen der Kampagne „Niemals aufgeben, niemals kapitulieren – Rigaerstrasse fights back“ das lange Wochenende der Rigaerstrasse statt. Vielleicht habt ihr es selbst auch miterlebt und auf diesem Wege uns und die Kampagne (besser) kennengelernt.
Wir wollen uns hiermit nochmals vorstellen und aussern, warum die Kampagne entstand und was wir mit ihr verfolgen.
Wir sind Menschen aus unterschiedlichen autonomen (Haus)-Projekten der Rigaerstrasse und dem Kiez drumrum, welche seit vielen Jahren bestehen. Mit unseren Projekten versuchen wir, emanzipatorische und antikapitalistische Konzepte zu leben und auch Menschen über die Hausgrenzen hinaus einzubeziehen. In unseren Häusern werden dabei unterschiedliche Schwerpunkte und Ansprüche gesetzt und gelebt, so dass wir uns durchaus nicht als eine homogene Gruppe verstehen. Alle Projekte stellen jedoch Freiräume zur Verfügung und versuchen ein Schutzraum zu sein vor alltäglichen Unterdrückungsformen wie Sexismus, Rassismus, Antisemitismus u.a. .
Seit langem kämpfen viele unserer Projekte gegen Vertreibung (aus dem Kiez), so dass auch die Freiräume bedroht sind. Wir sind Teil des Interessenkonflikts der im ganzen Kiez um sich greift. Die Regierenden sowie private Investoren wollen ihre Gewinne maximieren bzw. den Stadtteil durch kostspielige Baumaßnahmen aufwerten, wobei auf die Interessen der AnwohnerInnen keine Rücksicht genommen wird.
Von diesem Prozess sind nicht nur unsere Projekte betroffen, sondern auch alle anderen, die sich die immer rasanter ansteigenden Mieten (die Privatisierung und Modernisierung zwangsläufig nach sich ziehen) nicht mehr leisten können und, im schlimmsten Fall durch Räumung oder Zwangsumzug, aus ihrem Kiez, in dem sie vielleicht schon Jahrzehnte leben, vertrieben werden. Der Kiez wird „aufgemotzt“, in ein schickes Stadtbild werden riesige Summen investiert, während Gelder für Soziales (sei es für Einrichtungen wie auch Sozialleistungen) gestrichen und aufgebaute soziale Netzwerke zerstört werden.
Deshalb haben wir uns zusammengeschlossen und die Kampagne „Rigaer fights back“ gegründet. Wir setzten ein Zeichen um auf diese Entwicklungen im Kiez – die wie gesagt nicht nur uns betreffen! -aufmerksam zu machen. Wir sind damit nicht einverstanden!
Wir kampfen auch fur eine solidarische Nachbarschaft, und mochten ein gutes Verhältnis mit denen aufbauen und behalten, die sich auch mit uns solidarisch zeigen und die wie wir keine Lust mehr haben sich im Sinne einer kapitalistischen Logik verwerten zu lassen.
Unsere Kampagne konkretisiert sich auf verschiedenen Wegen.
Das Lange Wochenende war ein erstes Ereignis, um Leute auf die Situation unserer Projekte aufmerksam zu machen und Vernetzung zu schaffen.
Es sollte ein Austausch mit anderen von Stadtumstruckturierung betroffenen Menschen und bedrohten Projekten stattfinden.
Viele Leute auch aus anderen Städten und Ländern sind gekommen und wir haben zusammen Perspektiven eines gemeinsamen Widerstandes diskutiert. Dazu fanden verschiedene Workshops, Infoveranstaltungen, 2 Demos und Parties statt.
Wie nicht anders zu erwarten wurde in den Medien uberwiegend nur uber die ”Randale” berichtet und diese Linksautonomen zugeschoben, dabei andere Aktionen und Veranstaltungen vernachlassigt.Über mögliche Hintergründe wurde nicht gesprochen.
Da wir keine homogene Gruppe sind, können wir zu diesen Vorfällen keine einheitliche Stellungsnahme abgeben. Für uns ist das Wochenende insofern gut verlaufen, als dass Vernetzung und Austausch wirklich stattfanden.
Die Vorfälle haben bei uns auch kontroverse Diskussionen ausgelöst. Hier tritt sich eine gesellschaftskritische Debatte los, uber das System, in dem wir alle leben, wie es arbeitet und welche Alternativen möglich sind.
Für uns ist es nachvollziehbar, dass aufgrund der prekären Situation, in der sich immer mehr Menschen befinden , Wut entsteht und diese sich auch entläd. Die Formen dieser Entladung bleiben ganz gewiss ein Streitpunkt.
Die Verantwortung für Ausbruche der Wut sehen wir in der Art und Weise, wie diese Gesellschaft organisiert ist.
Diese ist ganz bestimmt nicht auf Solidarität und Gemeinschaft ausgelegt, sondern auf unerbitterlichen Konkurrenzkampf und Entfremdung.
Leider werden meistens nur die Ereignisse, welche diese offensiv storen, offentlich gemacht und uberbewertet. Die eigentliche Ursache wird jedoch nicht erwahnt.
Das lange Wochenende war der Auftakt unserer Kampagne, die wir jetzt fortsetzen wollen. Wir laden alle ein, in die Diskussionen miteinzusteigen und sich am Prozeß der Kampagne zu beteiligen und eigene Ideen miteinzubringen. Wir wollen verstärkt den Kontakt mit der Nachbarschaft suchen und Netzwerke aufbauen.
Lasst uns gemeinsam zeigen, dass die Rechnung der Stadtumstrukturierung ohne uns gemacht wurde und das dass ihre Macher und Planer teuer zustehen kommen wird - denn wir lassen uns nicht vertreiben!.. und ihr euch hoffentlich auch nicht!
In diesem Sinne, achtet auf Ankündigungen für weitere Veranstaltungen, kommt zahlreich und beteiligt euch! Fur ein Miteinander!
Gegen die kapitalistische Stadtumstrukturierung und Verwertungslogik – Freiräume schaffen!
Rigaerstrasse fights back!
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